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Interessantes über den Vogel Gryff

Der Vogel Gryff von A bis Z
Von Ralph Schindel. Aktualisiert am 27.01.2010


Seit 11 Uhr tanzt der Vogel Gryff durchs Mindere Basel. Den Vorsitz hat heuer die Ehrengesellschaft zum Greifen. Die BaZ beleuchtet den für die Kleinbasler höchsten Feiertag – in Form eines Vogel-Gryff-Lexikons.

A wie Anfänge Im Gegensatz zu anderen Basler Traditionen hat der Vogel Gryff schon mehr als drei Mal stattgefunden. Die Anfänge liegen zwar im Dunkeln, die erste Erwähnung stammt aus einer Urkunde aus dem Jahr 1304, in dem die Ehrengesellschaft zum Rebhaus genannt wird. 1597 werden die Umzüge der drei Zeichen Vogel Gryff, Wild Maa und Leu erstmals in einer Chronik als alter Brauch bezeichnet.

B wie Böller Mit Böllerschüssen und Pulverdampf kündigt sich der Wild Maa auf seiner Flossfahrt an. Mit ihm sind vier Ruderer auf dem Floss, zwei Tambouren, zwei Bannerherren, der Spielchef, vier Gäste der Ehrengesellschaften, zwei Kanoniere und drei Ofen- und Stängelimänner. Böse Zungen behaupten, die Böller seien so laut, dass Grossbasler befürchten, die Pfalz könnte in den Rhein abrutschen.

C wie Clique Der Vogel Gryff hat eigentlich rein gar nichts mit der Fasnacht zu tun. Trotzdem ruesst und pfeift es am Kleinbasler Ehrentag. Der Tanz der Zeichen wird jeweils von einem Tambour begleitet. Und es gibt seit 1972 eine 3E-Clique. Am Abend ist die Fasnachtsgesellschaft Olympia mit dem Spiel unterwegs. So genau auseinanderdividieren lassen sich die beiden Bräuche also nicht.

D wie Drachefuetter Die Gesellschaftsbrüder erhalten als Bhaltis das sogenannte Drachenfutter. Damit sollen Ehefrauen und Partnerinnen bei der späten Heimkehr besänftigt werden.

E wie Ehrengäste Die Ehrengäste bleiben bis zum Vogel Gryff selber ein Geheimnis. In der Vergangenheit haben sich auch schon Bundesräte ins Kleinbasel bemüht, und seit ein paar Jahren dürfen sogar Frauen – als Gäste – am Gryffemähli teilnehmen.

F wie Floss Wer sich darunter ein paar zusammengezimmerte Bretter vorstellt, liegt falsch. Die «Tanzfläche» des Wild Maa wird auf vier miteinander verschraubten Langschiffen vertäut – ohne Schrauben oder Nägel. Die Arbeiten beginnen wenige Tage vor dem Ehrentag. Die Langschiffe werden ausserkantonal in Brüglingen gelagert.

G wie Gesellschaftsbruder Jede der drei Ehrengesellschaften hat 150 Mitglieder oder eben Gesellschaftsbrüder. Am Gryffemähli sind also bis zu 450 Brüder anwesend. Als das Mähli noch im Café Spitz stattfand, wurde es nach dem Ersten Weltkrieg so eng, dass nur die Hälfte der Brüder gleichzeitig essen konnte. Die andere Hälfte musste sich zurücklehnen.

H wie Horst Am Wild-Maa-Horst unterhalb des Kraftwerks Birsfelden am Kleinbasler Ufer beginnt der öffentliche Teil des Vogel Gryff, von hier aus startet die Talfahrt. Der Fischergalgen mit der Hausnummer 32 kam 1952 in den Besitz der 3 E.

I wie Imbiss Schaut man die Marschroute des Spiels an, fällt auf, dass relativ häufig zum Imbiss eingekehrt wird. Nun ist es nicht so, dass Vogel Gryff, Leu und Wild Maa Hunger leiden würden. Die dynamischen Tänze (über dreissig) und die schweren Kostüme – beim Gryff wiegt alleine der Kopf mit Flügeln über zwanzig Kilo – sind kräfteraubend. Da braucht es zwischendurch eine Stärkung.

J wie Jänner Der Vogel Gryff findet immer im Januar und entsprechend dem Vorsitz statt. Hat die Gesellschaft zum Rebhaus diesen inne, wird am 13. Januar gefeiert, bei der Hären am 20. und beim Gryff am 27. Januar. Fällt der Tag auf einen Sonntag, wird auf den Samstag vorverlegt.

K wie Käppelijoch Auf der Mittleren Brücke kommen die drei Ehrenzeichen dem Grossbasel am nächsten. Beim Tanz vor dem Spielchef drehen sie den Nachbarn ennet dem Rhein konsequent den Rücken zu. Diese danken es mit dem

L wie Lällekönig der den Ehrenzeichen und dem minderen Basel die Zunge rausstreckt. Über seine Bedeutung wird gerätselt. Als sogenannter Neidkopf hätte er das Böse abwehren sollen. Ob das Böse früher tatsächlich aus dem Kleinbasel kam?

M wie Mähli Es gibt eine Vielzahl an Mähli, das bekannteste ist das Gryffemähli am Vogel Gryff. Es gibt aber unter anderem auch noch das «kleine Mähli» im November innerhalb der Ehrengesellschaften, das Vorgesetzten-Essen im Dezember, das Essen bei den Neuaufnahmen im Januar oder das Brenner-Mähli im Herbst.

N wie Narrenpritsche Mit dem flachen Schlagholz kann sich der Ueli gegen den Diebstahl der Sammelbüchse wehren.

O wie Ofen Auf dem Floss werden kleine Eisenstäbe im Ofen zum Glühen gebracht und damit anschliessend die Böller gezündet.

P wie Pfauenparade Am Mittag ziehen die Gesellschaftsbrüder mit der 3E-Clique vom Café Spitz durch die Greifengasse und Clarastrasse zur Messe, wo im grossen Festsaal das Gryffemähli stattfindet. Von Aussenstehenden wird dieser Umzug gerne als Pfauenparade betitelt.

Q wie Quartiermeister Der Quartiermeister hat eine äusserst wichtige Aufgabe das Jahr hindurch und vor dem Ehrentag: Er lagert Kostüme, Masken, Banner, Sammelbüchsen und sonstige Accessoires und bereitet sie auf den grossen Tag vor. So liegen die Kostüme am Vogel Gryff in reservierten Zimmern des Hotels Merian bereit. Auch ist der Quartiermeister für die Ersatzwäsche der Zeichen besorgt.

R wie Rhyy-ab-Märschli Kurzer Trommelmarsch, zu dem der Wild Maa auf dem Floss tanzt. Das Ryy-ab-Märschli kann beliebig oft wiederholt werden. Eine der längeren Talfahrten dauerte 1968 29 Minuten wegen des niedrigen Wasserstands, die schnellste war 1994, das Floss brauchte nur sechs Minuten.

S wie Suurlääberli 35 Kälber müssen für das Suurlääberli-Essen der Gesellschaftsbrüder geschlachtet werden. Am Lääberli-Zmoorge des Spiels hält der Spielchef eine Ansprache, die in der Regel mit den Worten endet: «Alli Köch in d Kuchi, dr Vogel Gryff hett Hunger – und Ueli uff d Gass!»

T wie Tanne Drei Tannen gräbt der Darsteller des Wild Maa in den Langen Erlen eigenhändig aus. Im November werden sie markiert, damit sie nicht zu Weihnachtsbäumen werden. Eine Tanne ist für den Tanz am Vorgesetzten-Essen, zwei sind für den Ehrentag reserviert.

U wie Ueli Vier Ueli sind unterwegs. Zwischen Frühstück und Flosslandung gehen sie auf ihre Routen. Der Gryffe-Ueli ins Untere Kleinbasel, der Räbhuus-Ueli Richtung Badischer Bahnhof, der Häre-Ueli zum Horst und der Basler Ueli in der Altstadt.

V wie Vorstand Jede Ehrengesellschaft hat einen siebenköpfigen Vorstand: Meister, Statthalter, Schreiber und drei Vorgesetzte. Dazu kommen Spielchef, Horstverwalter und Verwalter der drei Ehrengesellschaften, die sich auf die Vorstände verteilen.

W wie Weisswein Tagsüber und vor allem beim Gryffemähli das bevorzugte Getränk der Gesellschaftsbrüder. Manche kennen folglich den Schlussgang ins Café Spitz nur vom Hörensagen.

X wie Xundheit Um ein Zeichen zu tanzen, muss der Darsteller fit und gesund sein. Dafür werden alle Tricks und Hausmittelchen angewandt. Sollte ein Zeichen trotzdem unpässlich sein, springt der Ersatz ein – ein Ueli. Er muss sich ebenso gut vorbereiten.

Y wie Yyzug Zwei Mal gibt es einen Einzug am Vogel Gryff: um 12.30 Uhr ins Waisenhaus und um 15 Uhr in den grossen Festsaal der Messe. Beide sind nicht öffentlich.

Z wie Zwanzig Zwanzig Franken hat das Gryffemähli 1978 für die Teilnehmer gekostet. Neun Jahre zuvor waren es noch fünf Franken gewesen. Heuer sind es 125 Franken.

Quelle: Vogel Gryff – E jeedes Joor im Jänner. Von Daniel Löw. Drei Ehrengesellschaften Kleinbasels (Hg.). (Basler Zeitung)